Portrait Fabian Franke
Digital Building Solutions and Transformation Manager
Von Berlin über Auckland und Zürich nach Kloten…Fabian Franke hat schon viele BIM Projekte begleitet. Im Interview verrät er, wie sein Alltag als Transformation Manager aussieht und warum in Sachen BIM andere Länder der Schweiz voraus sind.
Building Information Modeling (BIM) ist für viele Bauunternehmer in der Schweiz noch Neuland. Für Fabian Franke, Digital Building Solutions and Transformation Manager bei Xella, ist Digitales Bauen nicht nur die Zukunft, sondern heute schon Alltag. Im Interview erzählt er, welche Vorteile BIM hat und warum es dabei vor allem um Kommunikation geht.
“Mein Vorschlag ist immer: Einfach machen!”
Interview Fabian Franke
Herr Franke, Sie sind Digital Building Solutions and Transformation Manager bei Xella. Was genau bedeutet diese Jobbezeichnung?
Digitale Building Solutions ist recht einfach: es geht um die digitale Abwicklung unserer Projekte im Bereich Planung, Vorproduktion und Umsetzung. Das Angleichen von Variablen bei der digitalen Zusammenarbeit mit unseren Kunden ist dabei ein zentrales Thema.
Das bringt mich gleich zum zweiten Punkt, der Transformation: Wir unterstützen unsere Kunden bei der Entwicklung digitaler Prozesse bzw. passen wir unsere Arbeitsweise an schon bestehende Prozesse unserer Kunden an. Kommunikation nach innen und nach aussen ist Hauptbestandteil meiner Arbeit.
Die Digitalisierung entwickelt sich so schnell, dass wir unsere internen Prozesse permanent anpassen müssen, sowie unsere Mitarbeiter auf dieser Reise unterstützen und begleiten.
Unterm Strich ist es ganz einfach: Wir haben ca. 10 Jahre einen digitalen BIM Service entwickelt, die daraus entstandenen Wettbewerbsvorteile können wir jetzt unseren Kunden zu Gute kommen lassen.
Wie sieht Ihre tägliche Arbeit aus – und wie sind Sie zum digitalen Bauen gekommen?
Wir sind das erste und bisher einzige Baustoffunternehmen, dass einen alle Phasen auf dem Bau abdeckenden BIM-Service anbietet. Zu meinen Aufgaben gehört es diesen BIM-Service, genannt blue.sprint, zu promoten. Ich unterstütze hier unser Marketing mit Vorträgen, Interviews und bei Messeauftritten.
blue.sprint bedeutet neue Wege zu gehen und alte Denkmuster aufzubrechen. Deshalb entwickle ich neue Prozesse der Zusammenarbeit mit unseren Kunden, unterstütze sie bei der Abwicklung von BIM-Projekten mit unserer Vorfertigung.
Intern bedeutet die Umstellung auf modellbasiertes Planen, Produzieren und Einbauen ebenfalls extreme Anpassungen. IT-und Softwarelösungen zu entwickeln gehört zu meiner Aufgabe, sowie Verantwortung im Change-Management zu übernehmen.
Von 2003 bis 2011 war ich als Designarchitekt bei Walker Architects in Auckland vorrangig mit 3D Visualisierungen beauftragt, einem Teilgebiet vom BIM wenn man so will. Ein sehr gutes Tool zur Kommunikation mit den Kunden.
Was es bedeutet, digital und modellbasiert zusammenzuarbeiten habe ich hier in der Schweiz bei fsp-Architekten gelernt. Punktwolken mit der Drohne erstellen, Modelle mit der Hololens platzieren sowie Daten aus dRofus ins BIM Modell integrieren gehörten zu meinen Aufgaben.
Derzeit beschäftige ich mich intensiv mit VDC im Rahmen eines CAS der Stanford University und der Fachhochschule Nordwestschweiz.
Das Bauen der Zukunft ist digital – was steckt hinter dieser Aussage? Welche Bedeutung hat digitales Bauen für die Branche, für unsere Städte und Kommunen?
Wir können nicht so weitermachen, wir müssen uns weiterentwickeln!
Die Effizienz am Bau stagniert seit Jahrzehnten, Fachkräfte- und Ressourcenmangel zwingen die Bauindustrie entsprechend zu reagieren. Die Digitalisierung sehe ich da als Chance Produktivität und Effizienz entsprechend zu steigern. VDC bietet da Lösungen wie wir high-performance Buildings in der Zukunft planen und bauen sollten. Ein zentraler Faktor ist dabei wie wir Kundenziele verstehen und umsetzen.
Bei den Kundenzielen sind unsere Städte und Kommunen sind da klar in der Verantwortung, die Zielformulierung für Projekte muss entsprechend zukunftsorientiert und ressourcenschonend formuliert und deren Umsetzung entsprechend eingefordert werden. Entsprechend wichtig ist es die Verantwortlichen der Kantone und Gemeinden entsprechend einzubinden.
Viele Menschen in Bauberufen machen gerade die ersten Schritte auf digitalem Terrain. Welchen Tipp würden Sie denjenigen geben, die sich ganz neu mit dem digitalen Bauen beschäftigen? Wie gross ist der Anteil von „Learning by Doing“ beim Building Information Modeling (BIM)?
Als erstes: Besser gestern als heute anfangen!
Zweitens: Viele machen den Fehler, dass sie BIM — Software kaufen, jemand lernt damit zu arbeiten und voilà: wir arbeiten jetzt mit BIM!
So einfach ist es leider nicht, und das müssen vor allem die CEO’s der Branche verstehen.
Als erstes müssen die Angestellten entsprechend ausgebildet werden. Trainings, Aus- und Weiterbildungen durchgeführt werden. Danach muss das Businessmodell angepasst werden. Dabei ist die Chefetage in der Verantwortung um Mehrwert für Kunden zu definieren, wertgetriebene Businessmodelle und BIM Verträge zu definieren. Neue interne digitale Prozesse und deren Messbarkeit müssen entwickelt werden.
Diese Prozesse müssen dann nach aussen getragen werden und mit den Prozessbeteiligten abgestimmt werden. Stichworte sind hier interdisziplinäre Zusammenarbeit, Einbezug Kunde sowie integriertes Design‑, Produktions- und Betriebsmanagement.
Und als letztes kann man sich dann mit der Hard- und Software beschäftigen, denn erst dann ist man in der Lage passende Lösungen den Anforderungen entsprechend auszuwählen.
Erste Schritte sollten an möglichst kleinen, übersichtlichen Projekten geschehen.
Man muss nicht alles auf einmal in BIM ausführen, und learning-by-doing ist für mich der einzige Weg, sonst gibt es immer zu viele “Aber”
Beim Bauen mit einem BIM-System sitzen von Anfang an alle Gewerke an einem Tisch. Wie bringen Sie die verschiedenen Berufsgruppen zusammen?
Das ist bis heute leider immer noch sehr schwierig. Wir denken immer noch in SIA-Phasen und Vertragsmodellen. Dadurch stehen wir uns da häufig selber im Weg. Es müssen Wege gefunden werden, wie wir projektspezifisch interdisziplinär zusammen arbeiten können. Sogenannte Big-Rooms wären eine Lösung.
Im Klartext: Wie gross sind die Einsparungen bezüglich Zeitaufwand und Kosten bei der Verwendung eines BIM-Systems?
Ein konventionelles Bauprojekt hat statistisch gesehen durchschnittlich ca. 10% Fehlerkosten. Wenn man diese Fehler vermeiden kann, ist das schon ein grosser Schritt nach vorne. Das “intelligente” BIM Modell ermöglicht eine automatisierte Fehlerkontrolle. Wie gross der Einspareffekt ist, hängt davon ab, in welcher Tiefe man man mit BIM-Prozessen arbeitet. Wir konnten bei unseren Projekten Einsparungen von 15 bis 25% nachweisen.
Bietet das digitale Bauen noch weitere Vorteile neben Zeit- und Kosteneffizienz? Wie flexibel ist ein BIM-System beispielsweise bei plötzlichen Änderungswünschen der Bauherren?
Bei späten Änderungswünschen spielt die die digitale Planung seine Stärken voll aus: Nehmen wir mal an, eine Fenstergrösse ändert sich. Ich kann mir jetzt alle betroffenen Fenster aus dem Modell heraus filtern lassen, ändere die Abmessungen des Fensters nur einmal. Danach kann man den Computer nach voreingestellten Kriterien prüfen lassen, ob die neuen Fensterabmessungen Probleme mit anderen Bauteilen verursachen.
Collaborations-Software informiert dann alle Beteiligten über diese Änderung bzw. da alle Zugriff auf dasselbe Modell haben, können alle diese Information in Echtzeit abrufen. Je nach Informationstiefe ändern sich alle hinterlegten Eigenschaften wie zum Beispiel die Massenauszüge mit Kosten gleich mit.
Eignet sich die Arbeit mit einem BIM-System auch für kleinere Büros?
Es lohnt sich schon, wenn Planungsfirmen — egal wie gross — ihre eigenen Modelle (Zeichnungen) auf Fehler überprüfen können. Ohne Einbeziehung Dritter kann der Zeichner / Modellierer am Ende des Tages seine Arbeit mit Programmen wie Solibri oder Navisworks automatisch auf Fehler untersuchen. Besser geht es nicht. Sie als Projektleiter gehen mit einem Plansatz zu Meeting, bei dem Sie sicher sein können, dass er Ihren Anforderungen entspricht. Fehlervermeidung und Planungssicherheit, ein erster guter Schritt in Richtung BIM und der Aufwand für diese Massnahme ist minimal.
Das Vorurteil das BIM Mehraufwand bedeutet ist schwer aus den Köpfen zu bekommen. BIM bedeutet eine Verschiebung des Aufwandes und lässt sich in starren vertraglichen Bindungen schlecht abbilden. Generell lassen sich die Vorteile bei Großprojekten auf Kleine runter skalieren.
Wie funktioniert BIM für Architekten? Wie gut lassen sich zum Beispiel gestalterische Elemente im 3D-Modell umsetzen und abbilden?
Das BIM-Modell ist die ideale Grundlage, um gestalterisch Versionen in 3D zu designen. Früher wurde für Visualisierungen extra ein 3D-Modell modelliert (teuer und zeitaufwändig). Heute wird das Bim-Modell mit Game-Engine-fähigen Visualisierungsprogrammen nur noch verlinkt und man kann dann in Echtzeit gestalterische Elemente fotorealistisch darstellen und ändern.
Richtig eindrucksvoll wird diese Technik in Verbindung VR-Brillen. Bei denen kann der Architekt oder auch Bauherr virtuell sein zukünftiges Gebäude “begehen”. Die Auswahl des richtigen Fussbodenbelages wird so zum Kinderspiel und macht auch noch Spass.
Beenden Sie folgende Sätze:
- Meine liebste Funktion im BIM-System ist … ... eine recht junge Funktion, das generative Design, man füttert den Computer mit Parametern und am Ende “spuckt” das Programm zehntausende Varianten aus. Spannend sind die Versionen auf die ein menschliches Gehirn nie gekommen wäre. Das läuft auf die Zusammenarbeit mit KI hinaus.
- Digitales Bauen heisst für mich … ... Als aller erstes Kommunikation und Zusammenabeit... und dann eine Weile nichts... Als zweites das “intelligente” Modell, wenn ich es am PC nicht modellierten kann, kann man es auch nicht bauen. Erst wenn der digitale Zwilling steht und funktioniert kann man auf der Baustelle loslegen. Die Möglichkeiten der digitalen Verknüpfungen sind unendlich. Über Qualitätsprüfung, Vorproduktion, Mengenermittlung, Kosten und Zeitkontrolle bis hin zu FM alles im Blick haben zu können. Neue Technologien und Wege zu entwickeln ist immer wichtiger, die papierlose Baustelle wird da ein nächster Meilenstein sein.
- In zehn Jahren wird die Baubranche … ... Ich betrachte mal das Glas als halb voll. Für den Architekten wird es heissen: anstatt feste Formen und Lösungen zu entwerfen, werden wir Ziele und Grenzen entwickeln. Statt einen Entwurf zu entwickeln, werden wir hunderte Entwürfe, die von einem Algorithmus entworfen wurden, überprüfen und den besten auswählen. Unser lineares Denken - unser Bauchgefühl -, was sich über hunderte von Jahren entwickelt hat,, wird nicht mehr das abdecken können, was wir mit Hilfe von KI erreichen können. Neue unerwartete Möglichkeiten werden sich eröffnen. Auf der Baustelle werden Bauroboter vorgefertigte Elemente montieren, die miteinander kommunizieren. Und wer jetzt denkt, ich bin zu weit in die Zukunft gesprungen, dem kann ich nur sagen: ich habe mir das nicht ausgedacht, all das gibt es schon. Deshalb die Frage: Wann möchten Sie anfangen 3D zu modellieren, und ihr Modell mit Informationen zu füttern?? Wir können Ihnen dabei schon heute zur Seite stehen.
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