Innendämmung bei Altbausanierung
Mineraldämmung als ökologische und nachhaltige Lösung
Bei denkmalgeschützten Gebäuden ist eine Sanierung mit Innendämmung oft die einzige Möglichkeit, um die energetische Leistung der bestehenden Aussenwände zu erhöhen.
Welche Stolpersteine für ein funktionierendes Sanierungskonzept sind in der Planung und Ausführung zu beachten?
von Valentina Zanotto und Marcus Knapp, Amstein + Walthert Zürich
Durch zahlreiche Meldungen von Bauschäden in Verbindung mit Innendämmung, hat die Lösungsstrategie der Innendämmung in den letzten Jahren einen vermehrt schlechten Ruf erhalten und wird oft nur mit dünneren Dämmschichten ausgeführt (empfohlen max. 6 – 8 cm).
Ein gut geplantes Innendämmsystem ist allerdings nicht zwangsläufig zum Scheitern verurteilt. Für eine erfolgreiche, nachhaltige Innendämmung ist eine sorgfältige Planung sowie Ausführung unumgänglich. Nachstehend beleuchten Valentina Zanotto und Marcus Knapp von Amstein + Walthert Zürich die allgemeinen Randbedingungen für eine erfolgreiche Innendämmung im Denkmal.
Valentina Zanotto erhielt im Jahr 2007 ihren Master-Abschluss in Architektur am Politecnico di Milano. Während ihrer Doktorarbeit, welche 2011 abgeschlossen wurde, arbeitete sie an Forschungsprojekten zur thermischen Behaglichkeit und dynamischen Leistung der Gebäudehülle. Seit 2012 arbeitet sie als Consultant Bauphysik bei Amstein + Walthert AG in Zürich, mit einem Fokus auf Wärme- und Feuchteschutz sowie Gebäudesimulation. Aktuell ist sie Teamleiterin in der Abteilung Bauphysik.
Marcus Knapp ist Holzbauingenieur mit einem Nachdiplom in Akustik. Er verfügt über 20 Jahre Erfahrung als Consultant Bauphysik und Akustik, mit einem Schwerpunkt in Holzbau. Seit 2010 ist er ist er Bereichsleiter der Abteilung Bauphysik bei Amstein + Walthert AG, wo er aktuell auch Partner und Mitglied der Geschäftsleitung ist.
Innendämmung bei der Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden
Bei denkmalgeschützten Gebäuden, an denen keine bauliche Veränderung der Fassadenansicht möglich ist, ist eine Innendämmung oft die einzige Möglichkeit, einen guten energetischen Standard zu erreichen. Diese Massnahme wird oft im Zusammenhang mit einem Ersatz der bestehenden Fenster durch moderne luftdichte Elemente und luftdichten Anschlüsse ausgeführt, was eine Erhöhung der Feuchtebelastung im Innenraum aufgrund des reduzierten Infiltrationsluftaustauschs zur Folge haben kann. Die Erstellung eines entsprechenden Lüftungskonzeptes ist dabei zwingend erforderlich.
Diese Lösungen stellen aus Sicht des Feuchteschutzes eine Herausforderung dar, indem eine zu wenig sorgfältige Planung bzw. Ausführung Bauschäden zur Folge haben kann.
Planung
Eine zusätzliche innen liegende Wärmedämmung bewirkt einen Temperaturabfall innerhalb der Bestandskonstruktion. Dadurch kann es zu einer erhöhten Feuchtebelastung im Grenzbereich zwischen Innendämmung und bestehender Wandkonstruktion kommen. Die grössten Risiken dabei sind die Bildung von Kondenswasser an dieser Stelle oder die Verschiebung der tieferen Frostgrenze im Bauteilquerschnitt. Durch die Wärmedämmschicht wird zusätzlich das Austrocknungspotential der Konstruktion nach innen verhindert. Dies kann besondere Schwierigkeiten bei den Aufbauten verursachen, welche eine relativ diffusionsdichte Aussenschicht aufweisen (z.B. Sichtsteinfassade etc.).
Zwischen den möglichen Innendämmsystemen werden daher bei Sanierungen hauptsächlich diffusionsoffene «feuchteaktive» Systeme gewählt, welche Feuchte mittels anderer Prozesse transportieren (z.B. Kapillarleitung) oder aufnehmen und wieder abgeben können. Somit wirkt das sanierte System “Kondensat-tolerierend” und stellt für die bestehende Konstruktion eine möglichst geringe Systemveränderung aus feuchtetechnischer Sicht dar, indem die Feuchtigkeit innerhalb der Schicht reguliert werden kann und eine Austrocknung nach innen weiterhin möglich ist. Für solche Systeme wird normalerweise ein feuchteaktives Wärmedämmmaterial (z.B. kapillaraktive Mineraldämmplatte usw.) verwendet.
Die Feuchtemanagement-Wirkung dieser Lösung ist nur bei bestimmten Randbedingungen gewährleistet. Um als Resultat ein funktionierendes Bauteil zu haben, ist eine sorgfältige Bauteildimensionierung unter Berücksichtigung aller relevanten Parameter und dynamischen Prozesse entscheidend.
Da bei einem System mit Innendämmung alle Innenwand- und Trenndeckenanschlüsse an der Gebäudehülle eine Wärmebrücke darstellen, ist eine fachgerechte Lösungswahl und Dimensionierung der Details ebenfalls unumgänglich. Hierbei kann eine mineralische Innendämmung sehr gute Resultate erzielen.
Ausführung
Damit die Randbedingungen im Betrieb innerhalb der Grenzen der Funktionstüchtigkeit des Innendämmsystems bleiben, ist auch diese «tolerante» Lösung der Innendämmung auf eine fachgerechte mangelfreie Ausführung angewiesen. Um ein schadenfreies Gebäude zu realisieren, brauchen gewisse Aspekte besondere Aufmerksamkeit. Dies betrifft in vielen Fällen Schnittstellen zwischen unterschiedlichen Gewerken.
Darum spielen die Koordination und die Kontrolle durch die Bauleitung eine entscheidende Rolle:
- Kaltseitig der Dämmebene angeordnete Hohlräume sind zu vermeiden, da diese zu konvektiven Luftströmen vom feuchten Innenraum und damit zu einer Auffeuchtung führen können. Eine fachgerechte vollflächige Ausführung der Klebemörtel-Schicht zwischen Dämmung und Untergrund spielt in diesem System eine entscheidende Rolle.
- Durchdringungen der Wärmedämmebene durch Elektroleitungen, Kanäle, Befestigungselemente etc. stellen Undichtigkeiten dar, welche eine Schwachstelle für das ganze System sind. Aus diesem Grund sind diese möglichst zu vermeiden und, wo dies nicht möglich ist, ist die Luftdichtheit unbedingt sicherzustellen.
- Regenschutzmassnahmen (Schlagregendichtheit) an der Aussenhülle sind zwingend erforderlich, um den Feuchteeintrag von aussen zu minimieren. Der vermeidliche Feuchteeintrag von aussen ist bei einem solchen System mit entscheidend.
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