Expertenwissen
Hololens: Spielerei oder Revolution auf der Baustelle?
Die digitale Planung mit auf die Baustelle nehmen und das 3D-Modell des Bauprojekts direkt vor Augen haben – das ermöglicht die Hololens.
Was ist eine Hololens? Und was kann sie?
Die Hololens-Technologie basiert auf dem Konzept „Mixed Reality“ (engl. für „gemischte Realität“). Im Grunde funktioniert Mixed Reality ähnlich wie „Virtual Reality“ (kurz VR, engl. für „virtuelle Realität“), mit einem Unterschied: Bei der VR sehen die Nutzer eine vollständig virtuelle Umgebung. Diese bleibt auch zu sehen, wenn die Träger nach oben oder nach rechts schauen, den Kopf senken oder sich umdrehen. Beim Aufsetzen der Hololens bleibt die Umgebung real, das heisst, die Träger sehen weiterhin ihr normales Umfeld. In dieses werden jedoch, ähnlich einem Hologramm, dreidimensionale Objekte oder Animationen gesetzt. Wie bei VR kann das computergenerierte Modell von allen Seiten betrachtet werden.
Die Hololens funktioniert als eigenständiger Rechner ohne zusätzlichen Computer und ist mit Sensoren und Lautsprechern ausgestattet. Eine sogenannte „Holographic Processing Unit“ berechnet die Daten, die in die reale Umgebung integriert und dort visuell dargestellt werden.
Die derzeit recht teure Hololens wurde von Microsoft als Hardware im developer Modus auf den Markt “geworfen” und bietet derzeit unendliche Lösungen in vielen Anwendungsgebieten wie Medizin, Automobilindustrie, Bildung, Wartung und Reparatur. Die Hololens ermöglicht es, komplexe Inhalte anschaulich visuell darzustellen und dem Menschen damit die Arbeit zu erleichtern.
Hololens auf der Baustelle: So wird es hier bald aussehen.
In der Baubranche wird Mixed Reality im digitalen Planungs- und Bauprozess Building Information Modeling (BIM) angewendet. Beim digitalen Bauen wird ein 3D-Modell des Gebäudes erstellt. Dieses Modell können sich die Hololens-Träger dann direkt vor Ort ansehen.
Das Modell wird dafür mittels einer Cloud-Lösung an die Hololens übertragen. Je nachdem, welche Gebäudeteile an die Hololens übermittelt werden, sehen die Nutzer durch die Brille Wandelemente, Fenster, Decken oder sogar die fertigen Häuser, hineinprojiziert in die reale Umgebung.
Vor- und Nachteile?
Die Technologie kann nicht nur dafür genutzt werden, sich ein realistisches Bild vom fertigen Gebäude zu machen. Auch die einzelnen, dreidimensional angelegten Elemente des BIM-Modells können während des Bauprozesses anschaulich gemacht werden – zum Beispiel Wände, Decken oder Türaussparungen. Das hilft dabei, das Modell effizient zu überprüfen, um Planungsfehler direkt zu erkennen und auszugleichen.
Mit der Hololens können auch Arbeitsanweisungen besser an die Arbeitskräfte vor Ort weitergegeben werden. Die Handwerker sehen dann auf einen Blick, an welcher Stelle welches Element verbaut werden soll, und können so einfacher hochpräzise arbeiten.
Stellen Sie sich folgende Situation vor: Ihr Bauleiter muss ein Problem auf der Baustelle mit Ihnen besprechen. Sie als bearbeitender Ingenieur sehen per live stream durch die Hololens was Ihr Bauleiter sieht, Sie können direkt Anweisungen und Anleitungen in das Sichtfeld Ihres Bauleiters senden und so effektiv und schnell Brände auf der Baustelle löschen ohne Ihr Office verlassen zu müssen.
Die Technologie macht die Schnittstelle zwischen Planung und Bau flexibler und greifbarer.
Der Nachteil? Die Hololens ist nicht billig. Das ausgefeilte Innenleben hat seinen Preis: knapp 4’220 CHF für die Hololens 2. Die Anwendung für den jeweiligen Zweck ist darin noch nicht enthalten und muss zusätzlich entwickelt oder gekauft werden. Bei der Arbeit mit BIM ist es zum Beispiel wichtig, dass das Programm Soll-Ist-Vergleiche anstellen, mehrere Fachmodelle zur Prüfung nach Überschneidungen einblenden sowie Fehler markieren, fotografieren und abspeichern kann.
Für wen lohnt sich die Hololens?
Ob es sich lohnt, ein oder mehrere Hololens-Geräte für das eigene Bauunternehmen anzuschaffen, hängt davon ab, wie gross der Mehrwert für die eigenen Ziele ist. Für Unternehmen, die voll auf ganzheitliches digitales Bauen und BIM setzen und in innovative Lösungen investieren wollen, wird sich die Hololens-Nutzung nahtlos einfügen und sich merklich bezahlt machen. Dem gegenüber stehen Unternehmen, die gerade noch vorsichtig die ersten Schritte auf digitalem Boden gehen. Für sie könnte es der richtige Weg sein, mit der Anschaffung noch zu warten, bis sich das neue Bauen fest in der Unternehmens-DNA etabliert hat
BIM, Mixed Reality – was kommt als nächstes?
Die Digitalisierung betrifft nahezu alle Bereiche des täglichen Lebens und Arbeitens – so auch die Baubranche. Für den Bau liegen die grossen Chancen in der Effizienzsteigerung, in der produktiveren Zusammenarbeit und in der besseren Kommunikation zwischen Gewerken.
Die Hololens ist nur ein Beispiel dafür, wie modernste Technik im Bau für bessere Ergebnisse sorgt: Viele digitale Lösungen sind heute schon da und sorgen für merkliche Unterschiede in den Projektverläufen.
Und der Innovation sind wie immer keine Grenzen gesetzt. Wer weiss, vielleicht kann in einigen Jahren künstliche Intelligenz dabei helfen, die Statik eines Gebäudes zu berechnen oder ein Roboter Wände auf Basis eines 3D-Modells mauern?
Fazit
Die Hololens ist eine Technologie, die nicht nur Spaß macht, sondern einen großen Mehrwert für digital aufgestellte Baubeteiligte bringt. Sie wird die Digitalisierung auf der Baustelle entscheidend voranbringen.
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