Wiederverwertung von Porenbeton
Pilotprojekt beweist Xellas Fähigkeiten in der Kreislaufwirtschaft
So geht nachhaltiges Bauen
Ein Pilotprojekt in Puchheim bei München zeigt, wie ausgediente Xella-Produkte aufbereitet werden können, um mit ihnen neue, mindestens gleichwertige Produkt wieder herzustellen. Im konkreten Fall wurde eine alte Industriehalle aus Porenbeton abgerissen, das Material gesammelt und zu Porenbetonmehl verarbeitet. Das Mehl fliesst in die Produktion neuer Porenbetonsteine. Dadurch konnten wertvolle Rohstoffe gerettet werden — ein wichtiger Aspekt in Xellas Nachhaltigkeitsstrategie.
Im Gewerbegebiet von Puchheim stand eine Industriehalle von 1969, die über Jahre hinweg vermietet war. Mit dem Auszug des bisherigen Mieters und den veränderten Anforderungen eines neuen Interessenten stand der Eigentümer Arne Berger vor einer schwierigen Entscheidung: „Die alte Halle war eigentlich noch in einem guten baulichen Zustand, aber mein neuer Mieter braucht eine grössere, breitere und höhere Halle.“ Er entschloss sich, die alte Halle abzureissen und Platz für eine neue zu schaffen.
Die Tragwerkkonstruktion der alten Industriehalle bestand aus Stahlbetonstützen und ‑bindern, während Wandplatten aus Porenbeton als Gebäudehülle fungierten. Für die Planung und Gestaltung der neuen Halle wurde das Münchner Architekturbüro b_arch, geführt von Sinus Bohnhoff und Ulrike Bohnhoff, beauftragt. Die Architekten entschieden sich für eine ähnliche Tragwerkkonstruktion mit Stahlbetonstützen und Porenbetonwandplatten. Die neue Halle wird 33,5 Meter stützenfrei überspannen und 50 Meter lang sein. Die Wahl fiel wieder auf Porenbeton als Gebäudehülle aufgrund seiner zahlreichen positiven Eigenschaften: Der Baustoff besteht aus rein mineralischen Rohstoffen wie Zement, Kalk, Quarzsand und Wasser und bietet eine hervorragende Wärmedämmung durch seine Porenstruktur.
In Zeiten des Klimawandels ist ein effizienter Umgang mit Ressourcen unumgänglich. Als Architekten wollen wir dauerhafte und widerstandsfähige Bausubstanz schaffen, die flexibel an sich verändernde Nutzungen angepasst werden kann.
SINUS BOHNHOFF & ULRIKE BOHNHOFF, ARCHITEKTEN IM ARCHITEKTURBÜRO B_ARCH
Genau das ist auch das Ziel von Xellas Nachhaltigkeitsstrategie. Als Teil der Baubranche weiss Xella, dass sich das Unternehmen an den Klimawandel anpassen muss. Aus diesem Grund hat die Xella Group im vergangenen Jahr mehr als 2,8 Millionen Euro in die Verbesserung des Nachhaltigkeitsprofils ihrer Produkte und Betriebsabläufe investiert und seine CO2 ‑Reduktionsziele bis 2030 bei der Science Based Targets Initiative zur Validierung eingereicht. Zentral dabei: Xella reduziert CO2 ‑Emissionen in allen Bereichen und entlang der gesamten Wertschöpfungskette.
Dabei hilft ein weiterer Vorzug von Porenbeton: die Recarbonatisierung, ein natürlicher Prozess, der CO2 langfristig im Material bindet. Wissenschaftliche Untersuchungen im Forschungszentrum von Xella haben gezeigt, dass durch Recarbonatisierung während der Lebensdauer von Gebäuden aus Porenbeton ein erheblicher Teil des bei der Produktion freigesetzten CO2 wieder aufgenommen und in der mineralischen Struktur des Porenbetons gespeichert wird. Weitere Informationen und technische Details finden sich in Xellas neuem Nachhaltigkeitsbericht. Die Wissenschaft zeigt auch, dass das CO2 dauerhaft eingeschlossen wird, es also auch nach dem Abriss nicht freigesetzt wird – was bei Holzabfällen nicht der Fall ist, weil sie nach dem Abriss meist verbrannt werden.
Wirtschaftlichkeit ist immer ein wichtiger Faktor bei der Wahl der Baustoffe und des Bauprozesses. Wir haben den gesamten Lebenszyklus der Halle berücksichtigt und uns für Porenbeton entschieden, weil er energetisch optimal, robust und recyclingfähig ist.
ARNE BERGER, BAUHERR
Porenbetonrecycling
Vom Abfall zum Rohstoff
Da der Porenbeton der alten Halle einwandfrei war und der Bauherr auf nachhaltiges Bauen setzt, sollte der Porenbeton der abgerissenen Halle nicht auf einer Deponie landen. „Bei Umbauten nutzen wir oft alte Materialien wie Kabel oder Verteilerkästen, wenn sie gut erhalten sind“, so der Bauherr. Um eine Lösung für das Recycling des Porenbetons zu finden, nahm der Bauherr Kontakt zu Xella auf.
Wir können es uns in Zukunft nicht mehr leisten, gute gebrauchte Baumaterialien einfach zu entsorgen. Baustoffe müssen im Kreislauf gehalten werden, wertvolle Rohstoffe gehören nicht auf eine Deponie.
ANDREAS PFANZ, VERTRIEB XELLA
Xella betreibt als einer der führenden Hersteller von Porenbeton und Kalksandstein in Europa eine eigene Forschungs-und Entwicklungsgesellschaft. In dieser Gesellschaft entwickeln Xella-Wissenschaftler in einem Forschungszentrum Produkte, verbessern ihre Eigenschaften und forschen an neuen Verfahren. Dr. Oliver Kreft ist dort unter anderem für die Umsetzung der Kreislaufwirtschaft verantwortlich. Xella betreibt bereits eine Wiederverwendung von Porenbeton innerhalb einiger Werke. Produktions- oder Schnittreste werden in verschiedenen Zerkleinerungsprozessen aufbereitet und wieder in die laufende Produktion zurückgeführt. Für Xella ist dieses Material ein Wertstoff, der dabei hilft, wertvolle Primärrohstoffe zu sparen
Kreislaufwirtschaft eine wichtige Säule der Nachhaltigkeitsstrategie bei Xella
Die Kreislaufwirtschaft voranzutreiben ist die zweite Säule der Nachhaltigkeitsstrategie der Gruppe. Im Jahr 2022 verbrauchte Xella bereits vier Prozent weniger Einsatzstoffe und reduzierte den Sandverbrauch durch den verstärkten Einsatz von Mahlgut aus der Produktion. Dies steht im Einklang mit Xellas Verpflichtung, bis 2025 keine Porenbeton-Produktionsabfälle mehr zu deponieren.
Porenbetonkreislauf in Puchheim: Abriss, Aufbereitung und neue Produktion
Aber geht das auch im Grossen?
Ist es möglich, Altporenbeton aus dem Rückbau von Gebäuden auf umweltfreundliche Weise zu recyceln und damit einen nachhaltigeren Umgang mit diesem wertvollen Baustoff zu gewährleisten?
Dies würde nicht nur Ressourcen schonen, sondern auch neue Perspektiven in der Baubranche eröffnen.
Die alte Halle in Puchheim stellte sich hierfür als ideales Pilotprojekt heraus. Zur Bestandsaufnahme wurde zunächst der Porenbeton der alten Halle auf Störstoffe untersucht. Da die Wandplatten eine Silikonharzdispersionsbeschichtung hatten, nahmen Mitarbeiter zunächst an verschiedenen Stellen der Wandplatten Proben, zerkleinerten den Porenbeton und untersuchten ihn anschliessend chemisch-mineralogisch. Nach einer Probeproduktion stellte sich heraus, dass die alte Beschichtung den neuen Porenbeton nicht beeinträchtigt. Die Xella T&F gab die alten Porenbetonplatten daraufhin für den Abbruch und das Recycling frei.
Für das Pilotprojekt in Puchheim musste ein Abbruchunternehmen gefunden werden, das in der Lage war, die genauen Abbruchvorgaben umzusetzen, damit aus dem Abbruchmaterial hochwertiges Porenbetonmehl für die neue Porenbetonproduktion gewonnen werden konnte. Dabei war entscheidend, dass das Material möglichst wenig verunreinigt war und nur wenige Anhaftungen aufwies, um es optimal recyceln zu können. Das Abbruchunternehmen Osterried qualifizierte sich für das Pilotprojekt, nachdem es erfolgreiche Vorversuche mit Altporenbeton durchgeführt hatte.
Im Herbst 2022 begann der selektive Rückbau der Porenbetonwandelemente, bei dem der Abbruchporenbeton strikt von anderem Abbruchmaterial wie Mineralfaserplatten oder Fenstern getrennt wurde. Das Volumen des abgerissenen Porenbetons belief sich auf 225 Kubikmeter. Das Abbruchmaterial wurde anschliessend zum Werkhof der Firma Osterried gebracht. Das Unternehmen brach das Altmaterial, sortierte und siebte es, und lieferte 25 Kubikmeter Mehl aus aufbereiteten Wandelementen an das Porenbetonwerk in Schrobenhausen. Das Werk wurde aufgrund seiner Nähe zum Abbruchunternehmen gewählt, um die Transportwege kurz zu halten.
Dort wurde das Mehl in das dafür vorgesehene Silo eingebracht und in der laufenden Produktion von neuen Porenbetonsteinen eingesetzt. Nach der bestandenen Prüfung gemäss Xella-Freigaberichtlinie sind diese Planblöcke für Neubauprojekte freigegeben. In der Zwischenzeit startete der Bau der neuen Halle in Puchheim, für die Porenbetonwandplatten aus Alzenau zum Einsatz kamen, um einen schnellen Baufortschritt zu sichern.
Urban Mining: Ein wichtiger Aspekt des Recyclings
Das Pilotprojekt in Puchheim zeigt, wie der geschlossene Rohstoffkreislauf bei Xella funktioniert. Angefangen vom Abriss der alten Halle über die Aufbereitung des Altporenbetons beim Recyclingunternehmen, den Transport des Altmaterials in das Ytong-Werk Schrobenhausen sowie den Einsatz des Materials in der Produktion. Damit nimmt Xella eine Vorreiterrolle ein, wenn es darum geht, Altporenbeton aus dem Abbruch und Rückbau anzunehmen.
Denn klar ist: Nachhaltigkeit, Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft werden als Themen für Xella und die Kundinnen und Kunden immer wichtiger und sind fester Bestandteil der Nachhaltigkeitsbestrebungen der Gruppe. „Architekten und Planer fragen vermehrt nach Recyclingmaterialien“, so Andreas Pfanz, „Und sie erkundigen sich explizit nach der Nachhaltigkeit unserer Produkte.“ Xella verbessert seine Produkte und Prozesse deshalb durch gezielte Forschung sowie Kooperationen mit Verbänden, Instituten sowie anderen Unternehmen der Baustoffindustrie. Dr. Kreft betont, dass solche Kooperationen dafür sorgen können, die Umstellung auf eine Kreislaufwirtschaft schneller und effektiver zu vollziehen.
Das Projekt in Puchheim verdeutlicht auch, dass das Konzept des Urban Mining von grosser Bedeutung ist. Urban Mining heisst, vorhandene Ressourcen in städtischen Gebieten zu nutzen, anstatt immer neue Materialien zu produzieren. Durch das Recycling von Porenbeton konnte wertvolles Material wiederverwendet werden, das sonst auf einer Deponie gelandet wäre. Dies reduziert nicht nur den Bedarf an Rohstoffen, sondern auch die Menge an Abfall, die produziert wird. Neben den ökologischen Vorteilen des Urban-Mining-Konzepts kann die Wiederverwendung von Porenbeton auch wirtschaftliche Vorteile bringen. Indem ein geschlossener Rohstoffkreislauf für Porenbeton etabliert wird, können Unternehmen wie Xella den C02-Gehalt ihrer Produkte senken und eine stabile Versorgung mit Materialien sicherstellen. Das Recycling von Porenbeton kann auch neue Geschäftsmöglichkeiten ähnlich wie mit Stahlschrott oder Glasrecycling schaffen.